Soweit der Bergrat August von Einsiedel von der Öffentlichkeit nach seinem Ableben überhaupt wahrgenommen wurde, gilt er nach der Überlieferung als Abenteurer und Sonderling. Er sei unstet gewesen. Nach einer missglückten Expeditionsreise sowie in Ernüchterung über die Ergebnisse der Französischen Revolution habe er sich dem Müßiggang hingegeben. In schmunzelnder oder empörter Außensicht wird darauf abgestellt, dass er die Ehefrau des Weimarer Stallmeisters von Werthern entführt habe. Einsiedels vor allem gesellschaftsphilosophische und religionskritische Gedanken erscheinen als bruchstückhaftes Nebeneinander. An seinen Einfällen haben sich zwar große Zeitgenossen gerieben, aber letztlich habe Einsiedel nicht einmal etwas publiziert und sei in der Versenkung verschwunden. Diese grundlegende Tendenz von Negativbewertungen zieht sich durch die wenigen Arbeiten über Einsiedel im 20. Jahrhundert.

Forscht man jedoch im Tatsächlichen nach, ergibt sich im Gegensatz zu diesen Meinungen ein ganz anderes Bild, welches uns kenntnisreiche Zeitgenossen vermitteln. Exemplarisch ist dies für Einsiedels Lebenszeit  in Jena 1804-1825 anzuführen.

Der Geheimrat, Ordinarius der Juristischen Fakultät der Universität Jena und zugleich Rat am Jenaer Oberappellationsgericht Carl Ernst Schmid schreibt 1825 an einen namhaften und demokratische Bestrebungen fördernden Verleger, dass sich der bekannte Bergrat von Einsiedel mit seiner Familie nun auf sein Gut Scharfenstein zurückziehe.

Grundlagen dieser Bekanntheit könnte u.a. Einsiedels Afrikareise 1785 bzw. auch die damit im Zusammenhang stehende Entführung von Emilie von Werther sein, die großes Aufsehen erregte.

Möglicherweise ist sie aber auf die Veröffentlichung von Caroline Herders Erinnerungen aus Herders Leben im Jahr 1820 zurückzuführen. Sie schildert die enge und treue Freundschaft und den Gedankenaustausch von Einsiedel und Herder. Einsiedel habe  tiefgründige Forschungen in der Chemie, Anatomie, Physiologie und überhaupt in den Naturwissenschaften betrieben. Sie führte seinen großen Scharfsinn und seine Unnachgiebigkeit auf der Suche nach bestimmten wahren Begriffen  in Fragen der Gesellschaft, Politik und Wissenschaft an. Einsiedel habe insoweit oberflächliche Verhaltensweisen und Forschungen scharf kritisiert. Herder bedauerte, dass Einsiedel von seinen Manuskripten nichts drucken ließ und sich in kein bürgerliches Anstellungsverhältnis begeben habe. Andererseits habe Herder durch Einsiedel auch zeitig von seinem Afrikaprojekt erfahren. Durch diese Erinnerungen  ist die Öffentlichkeit zumindest von der Existenz von Einsiedels unveröffentlichten Manuskripten, einschließlich der Ideen und  Herders Abschrift davon, informiert. Caroline Herders Niederschrift stammt aus der Zeit um 1806 (nach 1804, vor Oktober 1806) und skizziert letztlich die Situation bis zu Herders Ableben 1803.    

Im Jahr 1816 erwähnt der vielfach in Jena lebende einflussreiche Staatsmann, Jurist und gerühmte Dichter von Goethe in seiner Schrift Aus meinem Leben Einsiedel als einen "trefflichen Freund". Dies erfolgt zwar ohne Nennung des Namens, jedoch unter deutlicher persönlicher Kennzeichnung.

1811 war Einsiedel als Ehrenmitglied in die Jenaer Mineralogische Gesellschaft aufgenommen worden.

In der ersten Zeit der Besetzung der Stadt Jena durch das französische Militär im Oktober 1806 war Einsiedel äußerst aktiv, um mit seiner Welt- und französischen Sprachkenntnis die Interessen der Bürger und der Universität beim französischen Besatzungskommandanten zu vermitteln.

Einige Jahre zuvor blieb der Öffentlichkeit allerdings Besonderes verborgen. Johannes von Müller fand bei der Sichtung von Herders Nachlass nach dessen Ableben im Jahr 1803 unveröffentlichte Niederschriften von Herders Hand mit der Bezeichnung "eigene Ideen". Von Müller und der Verleger Fröhlich wollten diese ganz unbedingt Herders Werken voranstellen und damit dem Ruhm von Herders Genie neuen Schwung geben. Beide hatten die "größte Meinung" von diesen Ideen. Sie waren im Hinblick auf ihr Publikationsprojekt sichtlich über die Aufklärung von Caroline Herder enttäuscht, dass es sich nicht um Herders, sondern um Einsiedels Ideen handelte. Es sind die bereits erwähnten Abschriften, die der vielbeschäftigte Herder spät abendlich unter vielfacher Verwendung von Abkürzungen von den Konvoluten der Einsiedelschen Gedanken gefertigt hatte.

Diese deutlichen und gewichtigen Zeugnisse sollen an dieser Stelle genügen und die weiteren der Quellenedition vorbehalten bleiben. Wenden wir uns den biographischen Eckpunkten seines Lebens zu: 

August von Einsiedel entstammt dem sächsischen Uradel einer weit verzweigten Familie. Er ist in Lumpzig bei Altenburg geboren. Seine Eltern bleiben unscheinbar. Sein Onkel diente dem Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg als Finanzminister, Kammerpräsident und Obersteuerdirektor. Dieser kinderlose Onkel scheint in der Familienstruktur gewichtig die Geschicke von August von Einsiedel und seiner Geschwister beeinflusst zu haben. Aus Einsiedels Jugendzeit ist lediglich zu erfahren, dass er in holländische Militärdienste gegeben wurde, d. h., in ein sachsen-gothaisches Regiment, welches gegen Entgelt an Holland verliehen wurde. Schon mit diesem Dienst ist eine Reise von Sachsen nach Holland verbunden. Von dort aus gelangte Einsiedel allerdings auf den holländischen Militärstützpunkt am Kap der guten Hoffnung. Die Schiffsreise entlang der Küste Afrikas und der Dienst im Süden Afrikas, zugleich aber kulturell sehr interessierte Offiziere und Vorgesetzte, prägten Einsiedels Charakter und Interesse anscheinend sein Leben lang. Selbstdisziplin und Konsequenz im Denken und Tun wurden ihm offenbar anerzogen. Gleichwohl empfand Einsiedel die familiäre Bestimmung zur militärischen Laufbahn bereits am Anbeginn wie ein Todesurteil. Er interessierte sich offenbar bereits von Jugend an für die Naturwissenschaften und das Bergwesen.

Noch in Militärdiensten gelangte er 1775/1776 als Studienbegleiter des Kindes eines hochstehenden Herrn nach Braunschweig. Er nutzte die Gelegenheit zu eigenen vielfältigen Studien und zwar auch im Hinblick auf die greifbare Literatur über Afrika bzw. Afrikareisen. In Braunschweig lernte er Ebert, Eschenburg und den von Italien zurückgekehrten Lessing kennen.

1777 besuchte Einsiedel erstmals seinen älteren Bruder Friedrich Hildebrand von Einsiedel, geb. 1750, den Kammerherrn der Herzogin Anna Amalia.  In diesem Zusammenhang lernte er auch den jungen Goethe und Herder kennen. Vor allem mit seinen naturwissenschaftlichen Studien und seinen naturphilosophischen Überlegungen regte er Beide anscheinend an.

Nachdem Einsiedel eine zeitlang Urlaub erhalten hatte, den er auf dem väterlichen Gut Lumpzig verbrachte, gelang es ihm, seine ungewöhnliche Entlassung aus dem Militärdienst durchzusetzen. Seine Familie gab seinem Drängen nach und die Militärvorgesetzten bewilligten sein Gesuch.

Einsiedel studierte nun in Göttingen 1779/1780 Naturwissenschaften. Er hörte bei Lichtenberg und Kästner. Er kannte Büttner. Dem Kreis um den jungen Philosphen Hissmann hatte er sich angeschlossen.

1781 wechselte Einsiedel an die Bergakademie Freiberg. U. a. studierte er bei Abraham Gottlob Werner. Nachdem er entsprechende Qualifikationsarbeiten (Specimina) vorgelegt hatte, die höchstes Lob erfuhren, wurde er zum Oberbergamtsassessor mit Sitz und Stimme in Freiberg ernannt. 

Zwischenzeitlich besuchte er wiederholt Weimar. Die Freundschaft mit Herder und Goethe vertiefte sich. Briefe aus dieser Zeit seit 1777 vor allem an Herder sind überliefert.

Seit langem arbeitete Einsiedel an dem Projekt einer Reise in das unbekannte Innere von Afrika. Der Herzog von Gotha fand sich schließlich bereit, dieses Projekt zu fördern. Einsiedels Familie konnte daraufhin die unter dieser Bedingung zugesagte Unterstützung nicht zurücknehmen. 1784 betrieb Einsiedel die Entlassung als Bergrat und begab sich zur Vorbereitung der Reise nach Weimar und nahm auf einige Zeit in Oberweimar seinen Wohnsitz. Mitreisende sollten die Brüder Georg Carl von Einsiedel, welcher in den Diensten am Hof des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg stand und Alexander von Einsiedel, der sich in preußischen Militärdiensten befand, sein. Zwischenzeitlich bemühte sich Einsiedel noch um die Unterstützung der französischen Regierung zu seiner Afrikareise. Der anerkannte Naturwissenschaftler Buffon schätzte des etwa 30-jährigen jungen Mannes Kenntnisse und Fähigkeiten im Hinblick auf die beabsichtigte Afrikareise sehr. Im Mai 1785 brachen die Brüder Einsiedel schließlich in Richtung Afrika auf. Ganz nebenbei entführte Einsiedel noch Emilie von Werthern. Beide hatten sich ineinander bis in das tiefste Innere ihrer Gefühle verliebt. Die Schwierigkeit bestand in erster Linie darin, über die Schwelle in das Innere von Afrika zu gelangen. Die Gruppe entschied sich nach Tunis zu reisen, um von dort aus über Tripolis zu den Karawanenwegen in das Innere von Afrika zu gelangen. Allerdings gelangten sie nur bis Tunis, wo sie durch die Folgen der Pestepidemie festgehalten wurden. Die Lebensmittelpreise stiegen, die weiteren Wege blieben unpassierbar. So blieb ihnen nach einigen Monaten nichts anderes übrig, als nach Deutschland zurückzukehren.

Unter großen Mühen konnte Emilie von Werthern die Scheidung erlangen. Anschließend heiratete sie August von Einsiedel. Beide lebten zunächst auf dem Gut des Bruders Georg von Münchhausen in Leitzkau bei Magdeburg. Dies ist zugleich der Ort, an welchem Einsiedel den Ausbruchs und ersten Verlauf der französischen Revolution wahrnahm und Reflexionen in seinen Ideen anstellte. Einsiedel scheint dort zugleich - unabhängig von der Niederschrift seiner Ideen - schriftstellerisch tätig gewesen zu sein, ohne dass wir dies nach dem Inhalt und den Ergebnissen konkretisieren können. Des weiteren betrieb er auf Leitzkau in seinem Laboratorium Naturforschung.

An dieser Stelle dürfen wir kurz auf Emilie oder besser Amalie Christiane Philppine, geb. von Münchhausen, eingehen. Sie ist 1757 in London geboren. Ihr Vater war Finanzminister beim englischen König Georg II. Mit dem Ableben des Königs begab sich der Vater mit der Familie zurück nach Hannover. Dort starb er dann wenige Zeit später. Die ältesten Geschwister hatten bereits die Familie verlassen, so dass Emilie mit ihrem älteren Bruder Georg noch bei der Mutter verblieb. Sie hatte den Vater nach dem Tod seiner ersten Ehefrau geheiratet. Die Mutter wandte sich vor allem dem Sohn zu. Als Tochter musste Emilie wohl einiges tun, um in diesem Umfeld auch Zuneigung zu erlangen. Dies scheint sie geprägt zu haben. Sie wurde in den für adlige Mädchen üblichen Fächern wie Musizieren, Tanzen, Schreiben unterrichtet. Im heiratsfähigen Alter von 16/17 Jahren fand man für sie nun eine gute Partie mit dem Erbkammertürhüter Georg Christoph von Werthern auf Frohndorf. Er stand in den Diensten der regierenden Herzogin Anna Amalia in Weimar und wurde um die Zeit der Hochzeit zum Stallmeister ernannt. Von Werthern war allerdings um einige Jahre älter als die junge Emilie als die Ehe 1775 geschlossen wurde und die junge Frau nach Frohndorf/ Weimar gelangte. Emilie versuchte sich in die Ehe zu fügen und diese zum Wohle zu gestalten. Am Hof in Weimar war sie auf Grund ihres entgegenkommenden, fürsorglichen Verhaltens für andere recht beliebt. Mit der Zeit traten die Divergenzen der Eheleute allerdings immer mehr zutage, zumal Emilie ihre Kernaufgabe in der adligen Familie nicht erfüllte. Sie brachte in der Ehe kein Kind zur Welt. In Weimar gab es verschiedene Liebeshändel von ihr. Karl Ludwig von Knebel war allerdings lediglich ihr moralischer Verehrer. 1784 lernte Emilie dann den Bergrat August von Einsiedel kennen und ihr Liebesverhältnis - geheimgehalten - entstand. Im Mai 1785 reiste Emilie von Weimar weg zu Verwandten. Es gelangte die plötzliche Nachricht von ihrem Tod nach Weimar. Die Traurigkeit darüber beschlich nicht nur den Ehemann, sondern auch den Kreis um Anna Amalia und Carl August. Wenige Zeit später erfuhr man, dass sie in Straßburg mit Einsiedel gesehen worden sein soll. Das Grab wurde geöffnet und das Scheinbegräbnis wurde bekannt. Ein deutschlandweiter Skandal entstand daraus, zumal noch wenige Zeit zuvor die schöne junge Frau in einem Artikel im Hinblick auf ihre in aller Hinsicht guten Eigenschaften gelobt wurde. Nachdem die Afrikaexpedition ihr Ziel nicht erreichte und sie zurückkehren mussten, verlangte die Familie, dass sich Emilie ordentlich scheiden ließ und mit August von Einsiedel die Ehe einging. Unter Schwierigkeiten wurde diese Forderung erfüllt. Emilie fühlte sich auf Leitzkau mit ihrem Ehemann wohl, allerdings erlitt sie zwei Geburten, bei denen die Kinder starben. 

Von Leitzkau zog die Familie nach Lumpzig, Einsiedels väterlichem Stammgut, um. August von Einsiedel übernahm die Leitung der Hauswirtschaft des Gutes, das im Übrigen an einen Pächter gegeben wurde, und schließlich den Verkauf.  Die wesentliche Zeit der französischen Revolution nahm Einsiedel von Lumpzig aus wahr.

Nach dem Verkauf des Gutes nahm Emilie von Einsiedel 1799 Wohnsitz in Jena. Einsiedel hingegen scheint sich nach Anknüpfungen umgesehen zu haben. Etwa ein halbes Jahr lebte er in dem unweit entfernten Rudolstadt und nahm dann aber Wohnsitz in Ilmenau. Die Gründe sind nicht bekannt. Wir wissen lediglich, dass Karl Ludwig von Knebel mit seiner Familie, d. h. der ehemaligen Mätresse von Herzog Carl August und ihrem Sohn Carl, den er adoptierte, in dieser Enklave des Herzogtums ebenfalls kurz zuvor seinen Wohnsitz nahm.

1804 zog Einsiedel schließlich ebenso wie Knebel nach Jena um. Dort lebte er bis 1825. 1806 engagiert sich Einsiedel für die Interessen der Bürger, der Stadt und der Universität bei der französischen Besatzungsmacht.  

1803/04 übernahm Einsiedel mit seinen Brüdern vom K. und K. General und Kämmerer Kurt Heinrich von Einsiedel (1735-1839), dessen Linie keine männliche Nachkommen aufwies, den Lehnsbesitz an der Burg Scharfenstein bei Zschopau. 1825 zog die Familie von Emilie, Bergrat August von Einsiedel und Sohn Rittmeister Friedrich August von Einsiedel nach Scharfenstein. Dort verbrachten August und Emilie ihren Lebensabend. Auf dem Friedhof in Großolbersdorf fanden sie ihre letzte Ruhestätte.